Statistisch gesehen kommen nun die eher schwachen Börsenmonate. Vielleicht werden die kommenden Monate sogar richtig schlecht. Gründe gibt es bekanntlich genug.

Die Angst vor einer Rezession ist wieder da, die Zinsen werden weiter steigen, der Krieg in der Ukraine ist noch immer nicht vorbei und die Stimmung sowieso grottenschlecht. Und wenn doch alles anders kommt?

„Sell in May and go away…“ – die alte Börsenweisheit wird in diesen Tagen wieder viel zitiert, inklusive der dazu gehörigen Studien und Analysen. Stimmt die Regel, dass die Sommermonate die schwächsten sind, grundsätzlich, stimmt sie dieses Jahr oder hat sie vielleicht nie gestimmt? Fakt ist, auch wenn die Sommermonate statistisch gesehen durchschnittlich wirklich die schwächeren sind, heißt das nicht, dass sie immer schwach sind. Grundsätzlich wurde zwar im langjährigen Durchschnitt in den Sommermonaten wegen der hohen Temperaturen weniger gehandelt. Daran sein Anlageverhalten auszurichten, ist aus mehreren Gründen wenig zielführend.

Sell in May and go away … but remember to come back in September

Doch die Statistik bestätigt nun mal, dass in vielen Jahren die Sommermonate sehr schwach waren. Frühjahr und Herbst hingegen versprechen eher gute Renditen. Wer also im Mai verkaufte und im September wieder einstieg – der zweite Teil der Börsenweisheit lautet bekanntlich „…but remember to come back in September“ – erzielte eine Überrendite, wenn auch nur eine kleine. Aber das alles ist Statistik. Denn die alte Börsenweisheit funktioniert nicht in jedem Jahr, und sie funktioniert immer seltener. Manchmal ist es sogar ein großer Fehler gewesen, im Mai auszusteigen und erst im Herbst zurückzukommen. Und auch wenn sie langfristig gesehen im Schnitt noch immer eine Überrendite bringt, ist die Börsenweisheit mittlerweile mit Vorsicht zu genießen.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung fallen saisonale Aspekte immer weniger ins Gewicht: Ist in Europa Sommer, ist in Argentinien Winter – und gehandelt wird immer irgendwo. Zudem ist neben der wachsenden Internationalisierung des Wertpapierhandels auch das höhere Maß an Digitalisierung und das größere Angebot an entsprechenden Anlageprodukten für den Wegfall zeitlicher und räumlicher Beschränkungen verantwortlich. Es gibt heute noch mehr Argumente als früher dafür, sich eben nicht zu sklavisch an Saisonalitäten zu halten.

Gewinne mitnehmen und das „Pulver“ ins Trockene bringen?

Mai-Regel hin oder her – trotzdem stellt sich natürlich die Frage, ob es mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate Sinn macht, Gewinne mitzunehmen, sein „Pulver“ ins Trockene zu bringen. Oder genau das Gegenteil zu tun. Es gibt aktuell viele Risiken, aber auch viele Chancen im Markt. Die Stimmung ist hoch emotional. Nachdem der Dax in den ersten Monaten des Jahres Höchststände erreicht hat, besteht natürlich die Möglichkeit, dass sich Anleger von der Euphorie anstecken lassen. Entsprechend könnten sich Kurssteigerungen fortsetzen.  Eigentlich ist die Stimmung eher schlecht. Aber Höchststände locken eben. Unabhängig aller konkreter Prognosen sollten Anleger aber wie in jedem Umfeld Rückschläge einkalkulieren und den Schutz vor Risiken auch in ihr Depotmanagement einbeziehen, beispielsweise über absichernde Short-ETFs.

Spannende Sommermonate an den Finanzmärkten

Noch immer gibt es die Befürchtung, dass die Weltwirtschaft oder doch zumindest wichtige Industrienationen in eine Rezession rutschen. Auch das ist ein Damoklesschwert, das über den Märkten schwebt. Von der wirtschaftlichen Seite her erwarten wir, wenn überhaupt, nur eine leichte Rezession, ansonsten stehen die Zeichen auf eine bessere Entwicklung als erwartet.

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