Die Notenbanken stecken im Dilemma zwischen hoher Inflation und drohender Rezession. Hinzu kommen die durch die Zinswende im Bankensektor verursachten Probleme. Investmentstratege Beat Thoma von Fisch Asset Management rät zur Vorsicht, sieht aber auch Opportunitäten für Anleger.

Die Bankenkrise habe dank hoher Notfallliquidität der Zentralbanken kurzfristig eingedämmt werden können, dennoch bestünden weiter beträchtliche Probleme, meint Beat Thoma, Chief Investment Officer bei Fisch Asset Management in Zürich. So schichteten Bankkunden ihre Einlagen aufgrund der hohen kurzfristigen Zinsen in Staatsanleihen um und entzögen damit dem Bankensystem Liquidität.

„Die seit Längerem sehr restriktive Geldpolitik der Notenbanken zeigt damit immer mehr Wirkung und beeinflusst jetzt auch die private Geldschöpfung und Kreditvergabe negativ“, erläutert Thoma. Diese Liquiditätsverknappung sei von den Zentralbanken paradoxerweise auch erwünscht, um die nach wie vor hohen Inflationsraten und vor allem die wieder leicht steigenden Inflationserwartungen zu dämpfen. „Deshalb werden weiterhin die Leitzinsen angehoben. In den USA geht der Bilanzabbau der Fed unverändert weiter, und die Geldmengen beschleunigen ihren seit Längerem anhaltenden Abwärtstrend. Selbst die bisher extrem expansive japanische Zentralbank beginnt, über einen Kurswechsel nachzudenken“, so Thoma.

Asymmetrisches Chancen-Risiko-Verhältnis

Damit habe sich in den vergangenen Wochen das Dilemma der Notenbanken deutlich vergrößert. „Falls die Inflation erfolgreich bekämpft würde, käme es mit hoher Wahrscheinlichkeit zwar zu einer Lockerung der Geldpolitik, doch eben auch zu einer Rezession“, sagt der Investmentstratege. „Wenn sich die Konjunktur und die Arbeitsmärkte aber nicht schnell deutlich abkühlen, dann bleiben die Zinsen auch am langen Ende hoch und die Inflation könnte in eine zweite Welle übergehen.“

„Angesichts der momentanen Gesamtsituation nimmt der Handlungsspielraum der Notenbanken weiter ab“, so Thoma. „Selbst kleine Abweichungen in Form einer entweder zu restriktiven oder einer zu lockeren Geldpolitik können überproportionale Auswirkungen auf die Finanzmärkte, die Konjunktur und die Inflationserwartungen haben.“ Damit bleibe das Chancen-Risiko-Verhältnis sehr asymmetrisch – und die Risiken überwiegen.

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