Zum dritten Mal musste eine Bank in den USA gerettet werden. Diesmal traf es die First Republic Bank, die von der Großbank JP Morgan übernommen wird. Drohen noch weitere Pleiten? Und was wären die Konsequenzen?

Was derzeit auf dem US-Bankenmarkt los ist, treibt dem einen oder anderen Sorgenfalten auf die Stirn. Innerhalb weniger Wochen ist mit der First Republic Bank die dritte Regionalbank Pleite gegangen. Weil viele Kunden plötzlich ihr Geld abheben wollten – aus Angst, es sei bei der Bank nicht sicher.

„Hier ist das Problem: Leute könnten sagen, wenn es diese drei Banken betroffen hat, wird das meine eigene Bank vielleicht auch betreffen, wenn die ähnlich aussieht“, erklärt Michael Grote von der Frankfurt School of Finance. „Und dann werden sie, obwohl dort noch kein Problem herrscht, die Einlagen abziehen. Das heißt, wir sind im Grunde schon in den Anfängen einer Bankenkrise in den USA.“

„Negativ für den Wettbewerb“

Obwohl die Sparer in den USA es noch nicht zu spüren bekommen – ob nun Privatleute oder Unternehmen. Einmal haben die Regierung und die US-Einlagensicherung in den vergangenen Wochen Garantien und Sicherheiten gewährt. Und auch die Pleite gegangene First Republic Bank wird gerettet. Die größte US-Bank, JP Morgan, übernimmt sie – und damit auch die Einlagen der Sparer.

Aber mittel- und langfristig schade dies der Bankenlandschaft in den USA, sagt Jan Pieter Krahnen, emeritiertes Gründungsmitglied des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE. „Wir haben hier eine Bankenkonsolidierung, die in den USA zurzeit beobachtet wird. Die mittleren Unternehmen geben auf oder werden von ihren Einlegern gezwungen, sich mit größeren zusammenzutun. Das ist für den Wettbewerb ein sehr negatives Ergebnis.“

Gleiches war kürzlich bei unseren Nachbarn zu beobachten: Die in Schieflage geratene Schweizer Bank Credit Suisse wurde vom Mitbewerber UBS geschluckt.

Banken in Europa zögerlicher bei Kreditvergabe

Und obwohl die Banken hierzulande strenger reguliert sind als etwa in den USA und es für den Fall der Fälle umfassende Hilfszusagen unter anderem von der Europäischen Zentralbank gibt, ist ein „Bank Run“ wie in den USA nicht komplett vom Tisch, sagt Grote: „Es gibt natürlich schon ein etwas höheres Level an Unsicherheit, den das im Finanzsystem insgesamt hervorruft. Wenn man ein höheres Unsicherheitslevel hat, dann können auch kleinere Probleme wie unter einem Vergrößerungsglas wirken. Und es ist nicht auszuschließen, dass wir in Deutschland und Europa eine ähnliche Entwicklung haben.“

Zumal sich die Probleme in der Bankenbranche vor allem in den USA schon jetzt bei uns niederschlagen: So hat die Europäische Zentralbank festgestellt, dass die Banken Kredite zögerlicher vergeben – und zu schlechteren Konditionen. Der angeschlagenen Wirtschaft im Euroraum dürfte das eher schaden.

Braucht die Einlagensicherung eine Reform?

Um die Gefahr eines weiteren Ansturms auf Banken abzuwenden, rät Ökonom Krahnen vom Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung zu einer Reform der Einlagensicherung. Die sollte nicht mehr auf einen bestimmten Betrag und auf bestimmte Gruppen beschränkt sein: „Wir sind dafür, die Einlagensicherung auszudehnen, nämlich auf alle Einlagen. Nicht nur auf die kleinen, sondern auch auf die großen, auch auf die Unternehmen.“ Im Gegenzug könnte der Haftungskapitalanteil, den Banken halten müssen, erhöht werden; die Banken würden also mit mehr Kapital in die Haftung genommen.

Ein ähnlicher Vorschlag wird gerade in den USA diskutiert. Dort sind Privat- und Unternehmens-Einlagen derzeit nur bis 250.000 Dollar abgesichert. Die Frage ist nur, ob die nötigen Gesetzesänderungen schnell genug kommen, bevor das Vertrauen der verunsicherten Kunden völlig schwindet.

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