Anleger, die mit Fonds explizit nachhaltig investieren möchten, sollten sehr genau hinsehen. Dazu raten die Fondsanalysten von Scope. Bei überraschend vielen Artikel-9-Fonds ­unterscheiden sich die Top-Ten-Holdings kaum von Aktienfonds ohne explizites ESG-Label

Viele Fonds, die laut EU-Verordnung als besonders nachhaltig gelten, setzen ihre Portfolioschwerpunkte ähnlich wie konventionelle Fonds. Das ist das verblüffende Ergebnis einer Analyse der Fondsratingagentur Scope. Die Fondsanalysten verglichen die Top-Positionen der nach Artikel 9 klassifizierten Fonds – die als besonders nachhaltig gelten – mit den Top-­Positionen von Fonds, die nicht das Artikel-9-Siegel tragen. Entgegen den Erwartungen gab es nur geringe Unterschiede. Bei den global investierenden Artikel-9-Fonds zählt beispielsweise die Micro­soft-Aktie regelmäßig zu den am höchsten gewichteten Aktien. Bei 76 von 117 untersuchten Fonds findet sich der Soft­waregigant unter den zehn größten Portfoliopositionen. Häufig vertreten ist auch die Aktie von Alphabet, die bei etwas mehr als jedem zweiten Fonds in den Top Ten auftaucht, sowie Apple, die sich in jedem dritten Portfolio unter den Top Ten findet.

„Unter den Aktienfonds mit regionalem Fokus auf Europa ist die Konzentration noch höher“, sagt Scope-Analystin Simone Schieg. In 45 der insgesamt 59 Artikel-9-Fonds hat sie das Halbleiterunternehmen ASML unter den Top-Positionen entdeckt, was einem Anteil von mehr als 75 Prozent entspricht. Die Aktie von Schneider Electric ist 42-mal in den Top Ten vertreten, der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk 33-mal.

Grundsätzlich sei gegen diese Häufung nichts einzuwenden, sagt Schieg. Schließlich seien die Titel unter Klima-Gesichtspunk­ten attraktiv bewertet und legten großen Wert auf umfangreiche Nachhaltigkeitsberichterstattung, woraus sich gute bis sehr gute ESG-Ratings ergeben. Dennoch dürften Anleger nicht davon ausgehen, dass Artikel-9-Fonds ausschließlich in typisch nachhaltige Bereiche wie Erneuerbare Energien oder Gesundheit & Wohlbefinden investieren. „Sie sollten sich vor einer Investition detailliert über die Anlagestrategie und die angewendeten Ausschlusskriterien informieren und zumindest einen Blick auf die Top-Ten-Holdings werfen“, rät die Analystin.

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