Trendwende am Immobilienmarkt. Die steigenden Bauzinsen haben erste Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, beobachtet das Portal Immoscout24. In einigen Metropolen sind die Kaufpreise bereits gesunken.

Die Zinsen für Immobilienfinanzierungen haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdreifacht – für viele Kaufinteressenten wird das Eigenheim damit unbezahlbar. Hinzu kommen die hohe Inflation und gestiegene Rohstoff- und Baukosten durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. In der Folge sinkt die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern – und das wirkt sich bereits auf die Preise aus, zeigt eine Analyse der veröffentlichten Kaufanzeigen des Portals Immoscout24.

Demnach haben die Kaufpreise für Wohnungen und Häuser in Deutschlands Metropolen im zweiten Quartal nachgegeben. Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sehen wir so deutliche Preiskorrekturen, vor allem bei Neubau-Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in Bestand und Neubau.

So gingen die Preise für Neubauwohnungen im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum ersten Quartal etwa in Hamburg um gut 5 Prozent zurück, in Düsseldorf und Köln waren es 4 Prozent. In Frankfurt am Main waren es noch knapp 2 Prozent. In München (-0,5 Prozent) und Stuttgart (-0,3 Prozent) fiel der Preisrückgang geringer aus, in Berlin gab es noch ein leichtes Plus von 0,2 Prozent. Bei Bestandswohnungen verzeichneten die meisten Metropolen noch einen leichten Preisauftrieb, allerdings mit Tendenz zur Stagnation, analysiert Immoscout.

Preise für Einfamilienhäuser geben um bis zu 6,6 Prozent nach. Deutlicher als bei Eigentumswohnungen zeigt sich die Trendwende der Auswertung zufolge bei Einfamilienhäusern. Bestandshäuser wurden im zweiten Quartal 2022 in allen Metropolen außer in Berlin deutlich günstiger angeboten als im ersten Quartal des Jahres, schreibt Immoscout. In Köln etwa gingen die Durchschnittspreise innerhalb von drei Monaten um 4 Prozent zurück. Auch in Düsseldorf (-3,7 Prozent), München (-3,6 Prozent), Stuttgart (-2,0 Prozent), Frankfurt (-1,4 Prozent) und Hamburg (- 1,3 Prozent) gaben die Angebotspreise deutlich nach. Einzig bei Häusern in Berlin verzeichnete Immoscout ein leichtes Plus von 1,4 Prozent.

Bei neugebauten Häusern gingen die Angebotspreise in Stuttgart sogar um 6,6 Prozent – und damit um mehr als 500 Euro pro Quadratmeter – zurück. Auch in Düsseldorf, Köln und Hamburg wurden Neubau-Häuser im Durchschnitt um 5 Prozent günstiger angeboten. München und Berlin zeigen etwas moderatere Preiskorrekturen von 2,8 beziehungsweise 2,1 Prozent. Einzig Frankfurt am Main liegt mit einem Minus von 1,7 Prozent noch darunter.

Im Bundesdurchschnitt stiegen die Kaufpreise dagegen noch leicht an. So wurden Eigentumswohnungen im Bestand bei Immoscout24 im zweiten Quartal 2022 um 2 Prozent teurer angeboten als im ersten Quartal des Jahres. Neubauwohnungen verteuerten sich im Durchschnitt um 2,9 Prozent. Bei Bestandshäusern stiegen die Angebotskaufpreise um 2,4 Prozent und im Neubau um 3,5 Prozent. Die Preisdynamik hat sich damit gegenüber den vergangenen Quartalen aber deutlich abgeschwächt. Im ersten Quartal des Jahres hatte es noch Preissteigerungen um bis zu 5 Prozent gegeben.

Insgesamt ist die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern im zweiten Quartal gegenüber Vorjahr laut Immoscout um 36 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig verzeichnete das Vermittlungsportal 46 Prozent mehr inserierte Angebote für Wohnungen und Häuser zum Kauf als im vergangenen Jahr. Einen Vorteil biete die derzeitige Situation für Käufer mit viel Eigenkapital: „Sie finden aktuell deutlich mehr Angebote und können wieder eher über den Kaufpreis verhandeln als zuvor“, so Immoscout-Chef Schroeter.

Bis Jahresende erwartet Immoscout für Gesamtdeutschland nur noch eine moderate Preisentwicklung für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser im Bestand und etwas deutlichere Preiszuwächse für Neubau-Wohnungen und neue Einfamilienhäuser.

In den Metropolen rechnet das Portal dagegen mit stagnierenden Preisen bei bestehenden Wohnungen in Frankfurt am Main und Hamburg und leichten Preisrückgänge in Düsseldorf und München. Einzig in Berlin, Köln und Stuttgart werden die Angebotspreise noch um 2 bis 4 Prozent steigen, prognostiziert Immoscout. Bei Neubau-Wohnungen könnten die Preise in den Metropolen um 1 bis 7 Prozent nachgeben. Für Einfamilienhäuser in Bestand und Neubau sagt Immoscout bis Jahresende tendenziell weiter sinkende Preise voraus, lediglich in Berlin und Frankfurt am Main sei mit einer Stagnation zu rechnen.

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