Die Inflation ist gekommen, um lange zu bleiben, glauben die Ethenea-Portfoliomanager Luca Pesarini und Michael Blümke. Die Notenbanken werden mit aller Kraft gegen die hohe Teuerung vorgehen, erklärten sie auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim.

„Whatever it takes“ – diesen Begriff prägte vor zehn Jahren Mario Draghi, der damalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB werde alles tun, um den Euro zu erhalten, sagte er 2012 in seiner berühmten Londoner Rede. Nun wird Draghis Phrase eine neue Bedeutung bekommen. Davon sind zumindest die Ethenea-Portfoliomanager Luca Pesarini und Michael Blümke überzeugt. „Die Zentralbanken werden alles tun, um die Inflation zu bekämpfen“, erklärten sie einhellig in ihrem Vortrag auf dem 20. FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. „Die Notenbanken haben mit Zinserhöhungen begonnen. Wir sind uns sicher, dass sie weitere, massive Steigerungen folgen lassen werden“, sagte Blümke.

8,7 Billionen Euro habe allein die EZB seit 2010 ins Wirtschaftssystem gepumpt, um Staatsschulden „wegzuinflationieren“ und um die Folgen der Corona-Krise zu mildern, erläuterte der Fondsmanager. „Das wären 52 Tonnen an 200-Euro-Scheinen, hintereinander gelegt ergäbe sich ein Band, mit dem man 166 Mal den Äquator umwickeln könnte“, verdeutlichte er das Ausmaß. Das Ergebnis ist bekannt: eine Inflation, die inzwischen höher ist, als es gesund wäre. Da die Notenbanken anderer Staaten in den vergangenen zwölf Jahren ähnlich agiert haben, zeigt sich ein solches Bild nicht nur in der Eurozone.

Politisch nicht hinnehmbar

Wir sprechen hier nicht über eine Inflation von Asset-Preisen oder Kryptowährungen, sondern über eine Teuerung, die alle Bürger direkt betrifft, die weh tut. Die große Masse der Bevölkerung werde ihre Konsumausgaben massiv einschränken müssen und kein Geld mehr auf die Seite legen können. Und wer kleine Spareinlagen hat, muss zusehen, wie die Inflation sie abschmelzen lässt. De facto sprechen wir in diesem Umfeld über eine Verarmung der Bevölkerung. Das ist politisch nicht hinnehmbar.

Aufgrund von Unzufriedenheit und politisch unter Druck werden die Notenbanken – auch die europäischen Währungshüter – dauerhaft gegen die hohen Teuerungsraten vorgehen. Die EZB steht zwar mit dem Rücken zur Wand, aber sie kann nicht anders, als die Zinsen zu heben. Die Zinserhöhungen werden sich über eine ganze Zeit hinziehen, und wir gehen davon aus, dass die Inflation längerfristig höher sein wird, als wir es in den vergangenen zehn Jahren erlebt haben.

Mitten in der Zeitenwende

Eine Teuerung von unter zwei Prozent sei in der Eurozone in Zukunft nicht mehr zu erwarten, daher werde auch das Zinsumfeld ganz anders aussehen. Wir erleben nun die so lange herbeigesehnte Zeitenwende, wir sind schon mittendrin. Als wesentliche Treiber für eine länger anhaltende Inflation sieht er vor allem die fortschreitende Deglobalisierung, den demografischen Wandel und die Dekarbonisierung. Wir sind daher überzeugt davon, dass wir ein ‚Whatever it takes 2.0″ erleben werden. Die Notenbanken würden nichts unversucht lassen, um die Inflation einzudämmen.

Pesarini und Blümke gehen davon aus, dass die Zinsen langfristig auf fünf, sechs oder gar sieben Prozent steigen werden.

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