Die aufgrund des Ukraine-Kriegs steigenden Energiepreise treiben die Inflation und belasten das Wirtschaftswachstum. In Europa droht sogar eine Rezession, befürchten die Investmentexperten der Feri-Gruppe. Insgesamt werde die globale Ordnung fragiler.
Die geopolitische Zäsur durch den Ukraine-Krieg hat aus Sicht der Experten des Investmenthauses Feri weitreichende Folgen für die globale Konjunktur und die Finanzmärkte. Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise treiben die Inflation nach oben und schwächen die Konjunktur. Folge sei ein signifikantes Stagflationsrisiko, zumindest in Europa droht der Wirtschaft sogar eine Rezession.
„Das Marktumfeld, das Kapitalanleger aus den vergangenen 15 Jahren gewohnt waren, verändert sich gerade rapide. Jetzt gilt es zu verstehen, welche Szenarien in Zukunft weiter Bestand haben und welche Entwicklungen Anpassungen der strategischen Asset Allocation erforderlich machen“, sagte Carsten Hermann, Geschäftsführer der Feri Trust GmbH bei der digitalen Feri-Frühjahrstagung.
Hohe Inflationsraten setzen Notenbanken unter Druck
Investoren müssten sich in den kommenden Monaten vor allem auf steigende Inflation, eine härtere Gangart der Notenbanken und steigende Zinsen einstellen. Entscheidend sei, wie die großen Notenbanken das Dilemma zwischen Inflationsbekämpfung und konjunktureller Abschwächung lösen werden.
Während die US-Notenbank Fed sich hier eindeutig positioniert habe und der Bekämpfung der sehr hohen Inflation in den USA klar Priorität einräume, sei der Kurs der Europäischen Zentralbank noch unklar. Nach der Ankündigung der EZB, die Anleihekäufe jetzt schneller zurückzufahren als bislang vorgesehen, bleibe abzuwarten, ob bereits in diesem Jahr eine erste Anhebung des Leitzinses folge.
Der Handlungsspielraum der EZB sei aufgrund der zuletzt deutlich gestiegenen Rezessionsrisiken allerdings begrenzt: „Die Ankündigung des russischen Präsidenten Putin, Öl und Gas nur noch gegen Rubel zu liefern, macht einen Lieferstopp für russische Energieträger oder ein Embargo seitens der Abnehmer in Europa nochmals wahrscheinlicher. Dies würde in Europa und insbesondere in Deutschland unmittelbar eine Rezession auslösen“, sagte Axel D. Angermann, Chefvolkswirt der Feri-Gruppe.
Aber auch ohne diesen Faktor sei insgesamt davon auszugehen, dass das Ende der monetären Unterstützung für die Märkte und die stark steigende Inflation sich negativ auf Wachstum, Unternehmensgewinne und -bewertungen auswirken und zunehmende Volatilität an den Märkten auslösen werde. „Professionelle Investoren sollten ihr Augenmerk jetzt auf möglichst inflations- und zinsresistente Aktien legen. Auch rohstoffbasierte Investments und Gold sind im gegenwärtigen Umfeld zu bevorzugen. Sehr zinssensitive Segmente und Rentenpapiere mit langer Duration sollten dagegen weiterhin vermieden werden“, sagte Marcus Zasada, Head Portfolio Management bei Feri Trust.
Globalisierung im Zerfall
In einem abschließenden Vortrag lenkte Prof. Sebastian Heilmann, anerkannter Chinaexperte und Inhaber des Lehrstuhls für Regierungslehre, Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier, die Aufmerksamkeit auf das gemeinsame Interesse Russland und Chinas, die Allianz des Westens unter Führung der USA zu schwächen. Der Übergang in ein neues, wesentlich fragileres globales Ordnungssystem sei damit klar vorprogrammiert: „China und die USA arbeiten beiderseits auf eine wechselseitige Entkopplung und die Bildung separater Einflusszonen hin. Folge wird eine konfliktträchtige Deglobalisierung sein, die nicht von wirtschaftlicher Kostenoptimierung, sondern von Sicherheitskalkülen und Bedrohungsrisiken angetrieben wird“, sagte Prof. Heilmann.
Die Zersplitterung globaler Kooperation habe auch für Investoren Konsequenzen und mache nweitreichende Anpassungen in den Strategien der Kapitalanlage erforderlich.
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