EZB Chefin rudert in Sachen Inflation zurück

Christine Lagarde bezeichnet die Inflation in Europa nicht länger als vorübergehende Entwicklung, sondern rechnet mittelfristig mit weiter steigenden Preisen. Vorerst verzichtet die europäische Notenbank aber auf Zinserhöhungen.

Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) schien lange überzeugt davon, dass die hohe Inflation in Europa ein vorübergehendes Phänomen sei. Doch nun ändert Christine Lagarde ihre Prognose. „Es ist unwahrscheinlich, dass wir zu derselben Inflationsdynamik zurückkehren, die wir vor der Pandemie erlebt haben“, zitiert das „Handelsblatt“ die EZB-Chefin. Vielmehr rechnet sie mit weiter steigenden Preisen und geht davon aus, dass die Vor-Corona-Inflationsrate von unter zwei Prozent nicht zu halten ist.

EZB-Chefin Lagarde rechnet zudem mit weiter steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel. Die Folge könnte eine Inflation von 7,1 Prozent im Jahresdurchschnitt sein, heißt es in der „FAZ“. Dazu kommt, dass Verbraucher den Preisanstieg schmerhaft zu spüren bekommen und so die Inflationserwartungen besonders beeinflussen könnten.

Ifo-Institut erwartet bis zu 6,1 Prozent Inflation

Russlands Krieg in der Ukraine bremst die Wirtschaft und beschleunigt nach Einschätzung des Ifo-Instituts die Inflation in Deutschland. „Wir erwarten in diesem Jahr nur noch zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wachstum“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Mittwoch. Die Inflation dürfte auf 5,1 bis 6,1 Prozent steigen. Das wäre die höchste Rate seit 1982.

Durch den Anstieg der Verbraucherpreise gehe allein bis Ende März Kaufkraft von etwa 6 Milliarden Euro verloren. Die vollen Auftragsbücher der Industrie und die Normalisierung bei der Pandemie gäben der Konjunktur zwar einen kräftigen Schub. Aber der Krieg dämpft die Konjunktur über deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die Sanktionen, zunehmende Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Vorprodukten sowie erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit.