ETF: Diese drei Buchstaben schreiben eine sagenhafte Erfolgsgeschichte. Allein im ersten Halbjahr flossen nach Angaben des Vermögensverwalters Amundi weltweit 588 Milliarden Euro in Exchange Traded Funds, also passive börsengehandelte Indexfonds.

Das entspricht 90 Prozent der Zuflüsse im gesamten Jahr 2020. Laut der Bank of America könnten ETFs 2021 mehr Kapital anziehen als in den vergangenen 20 Jahren zusammen. In Deutschland etwa stiegen die Zuflüsse um 56 Prozent.

Kein Wunder. Schließlich werden die Indexfonds häufig mit den Attributen preiswert, flexibel, transparent, sicher und liquide umschrieben. Aber sind die passiven Fonds wirklich ihren Preis wert? Es gibt berechtigte Zweifel. Wenn man sich wie ich seit knapp 40 Jahren beruflich und privat mit der Aktienanlage auseinandersetzt und seit 20 Jahren die Entwicklung von verschiedenen Investmentfonds – aktiv wie passiv gemanagt – verfolgt, stellt man fest, dass es immer eine ausreichend große Anzahl von aktiv gemanagten Investmentfonds gibt, die eindeutig besser sind als die Fonds, die nur den Index abbilden. Man muss sie nur finden.

Entscheidend ist grundsätzlich die Rendite nach Kosten. Bei genauer Betrachtung lassen sich aktiv gemanagte Fonds finden, die kontinuierlich den ETFs in ihrer Wertentwicklung weit überlegen sind. Und zwar auch nach sämtlichen laufenden Kosten, die in der Kursberechnung und damit auch in der Performanceberechnung bereits berücksichtigt und enthalten sind.

Vier Kritikpunkte an ETFs

Jeder ETF-Käufer sollte vier Dinge berücksichtigen:

  1. Ein Index/ETF beinhaltet immer zu einem Anteil von mindestens 30 Prozent auch Unternehmen, deren Qualität einem Fondsmanager nicht reichen würde, um deren Aktien zu kaufen.
  2. Dass ein ETF automatisch auch in solche Unternehmen investiert, stellt den Grundsatz einer guten und sinnvollen Geldanlage auf den Kopf. Welchen Sinn hat es, über den ETF in Aktiengesellschaften zu investieren, die es aufgrund unterschiedlicher Fakten nicht wert sind, dass man ihre Aktien kauft? Bis heute konnte mir kein Kunde einen ETF aufzeigen, der besser war als der vergleichbare aktiv gemanagte Fonds, den ich in meinem Dachfonds habe.
  3. Alle Kosten in jedem Investmentfonds werden automatisch und kontinuierlich vom Fondsvermögen abgezogen. Somit wird der Kurs und die Wertentwicklung nach dem Abzug sämtlicher laufender Kosten berechnet.
  4. Ganz besonders problematisch ist es, wenn ein ETF nicht physisch in Aktien investiert, sondern mit Derivaten, also Finanzwetten, an Aktienentwicklungen partizipieren möchte. Absicherungen und Finanzwetten beinhalten immer ein Erfüllungsrisiko eines Finanzunternehmens und das ist schwer einzuschätzen. In der Finanzkrise wurden eine Menge Finanzwetten nicht erfüllt.

Langfristig erfolgreiche Fondsmanager

90 bis 95 Prozent aller aktiv gemangten Fonds schaffen es nicht, den jeweiligen Index zu schlagen, lautet das Hauptargument der ETF-Anbieter. Dies ist zwar grundsätzlich richtig. Aber es bedeutet auch, dass es regelmäßig noch mindestens fünf Prozent aktiv gemanagter Fonds gibt, die den Index nicht zufällig in einem Jahr schlagen, sondern langfristig. Damit sind sie auf Dauer – ebenfalls nach sämtlichen laufenden Kosten – erfolgreicher als vergleichbare ETFs.

Wenn man sich so lange beruflich und privat mit der Aktienanlage beschäftigt, setzt man sich natürlich auch intensiv mit den Anlagealternativen auseinander. Denn es ist wichtig, die Stärken und Schwächen verschiedener Instrumente zu analysieren. Schließlich kann man sein Geld immer nur einmal anlegen. Dies sollte man stets so gestalten, dass man sich hinterher keine Vorwürfe machen muss.

Doppelte Risikominimierung

Entscheidend bei der Geldanlage ist, wie man die Risiken betrachtet und wie man sie reduziert. Der Manager eines Aktienfonds überwacht laufend die Unternehmen, deren Aktien er im Fonds hat. Ein Dachfondsmanager überwacht zusätzlich die Ergebnisse der Fondsmanager und vergleicht sie mit anderen Fonds in der gleichen Kategorie. Somit haben Dachfondsanleger sogar einen doppelten Schutz vor Fehlentwicklungen.

Aktien und Investmentfonds sind transparent, denn ein Investor kann sich jederzeit alles anschauen und die Zahlen analysieren. Schauen wir uns die Fonds-Ergebnisse der Vergangenheit an, dann können wir die Spreu vom Weizen trennen. Denn die Zahlen lügen nicht.

Quelle: Börse online, 33/2021