Neukunden zahlen bei Kreditinstituten schon länger Negativzinsen auf Einlagen oberhalb bestimmter Grenzen. Nun versuchen Geldhäuser zunehmend Stammkunden dazu zu bewegen, Vereinbarungen über „Strafzinsen“ zu unterschreiben. Manche Institute senken dabei auch gleich noch die Freigrenzen.

Immer mehr Kunden von Kreditinstituten müssen sich darauf einstellen, für Guthaben auf Girokonten künftig Negativzinsen zu zahlen. Dies ließe sich am aktuellen Beispiel zweier Großsparkassen ablesen, schreibt das „Handelsblatt“.  Der Zeitung zufolge erhebt die Frankfurter Sparkasse bei Neukunden ihrer Onlinetochter 1822 Direkt seit Februar bereits „Strafzinsen“ auf Einlagen oberhalb von 50.000 Euro. Über diese Grenze hatte zuerst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet.

Bestandskunden von 1822 Direkt seien von Minuszinsen ebenfalls betroffen, schreibt das „Handelsblatt“. Chef Ingo Wiedemeier habe am vergangenen Freitag (26. März) mitgeteilt, die Onlinetochter spreche bestehende Kunden nach und nach auf das Thema an. Auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) hatte kürzlich erklärt, sie werde ab dem 1. Mai die Freigrenzen, ab denen ihre Kunden Guthabengebühren auf Geldeinlagen zahlen müssen, stark reduzieren. Für Privatkunden sinkt die Schwelle von bislang 500.000 Euro auf nur noch 50.000 Euro. Die Höhe der Extra-Gebühr beläuft sich auf 0,5 Prozent. Der Satz gilt sowohl für Neu- als auch für Bestandskunden.

Die Commerzbank schreibe derzeit gezielt Bestandskunden mit hohen Guthaben an, damit diese eine Vereinbarung über Negativzinsen unterzeichnen, berichtet die FAZ. Dabei verlange das Institut zum Teil sogar einen höheren Satz als die üblichen 0,5 Prozent, die Banken selbst zahlen müssen, wenn sie Einlagen bei der Europäischen Zentralbank parken. Dies gehe aus einem Anschreiben hervor, das der FAZ vorliegt.

Verhandlungen mit Bestandskunden

Eine betroffene Bankkundin aus Berlin solle dabei für ihre Einlagen bei der Commerzbank oberhalb von 100.000 Euro vom 1. Mai an sogar 0,7 Prozent Negativzinsen zahlen. Das ist deutlich mehr, als die Bank Neukunden berechnet. Hier liegt der Satz seit dem 1.Oktober bei 0,5 Prozent ab 100.000 Euro. Mit Bestandskunden werde einzeln verhandelt, schreibt die FAZ. Ein Banksprecher habe der Zeitung bestätigt, dass durch solche Verhandlungen auch 0,7 Prozent fällig werden können.