Die Shutdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie treffen manche Menschen mit großer Härte. Die verordnete Schließung von Geschäften, Restaurants, Fitness-Studios etc. und das praktische Verbot, zahlreiche Berufe wie gewohnt auszuüben, zwingen viele, auf ihre finanziellen Reserven zurückzugreifen.
Wer deshalb glaubt, die Pandemie habe zu einem Abschmelzen der Ersparnisse geführt, irrt allerdings. Denn der Rückgriff auf frühere Ersparnisse wird von gegenläufigen Effekten mehr als ausgeglichen. Tatsächlich ist das deutsche Geldvermögen im vergangenen Jahr gewachsen. Es erreichte mit 7,1 Billionen Euro einen neuen Rekord. Die Grafik zeigt die prozentuale Aufteilung auf Anlageformen per Ende 2020.
Quelle: Bundesbank, DDV, DZ-Bank gemäß dasinvestment.com
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie haben viele Deutsche mehr Geld auf die hohe Kante gelegt als zuvor. Laut einer Studie der DZ Bank schoss die Sparquote deutscher Privathaushalte von rund 11 Prozent im Jahr 2019 auf 16 Prozent im Jahr 2020 in die Höhe. Von April bis Juni sparten die Deutschen prozentual sogar so viel wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr.
Einen Grund für den Anstieg des privaten Geldvermögens lieferten die Börsen, auch wenn deren Beitrag nicht so hoch war wie im Jahr 2019: 2020 erholten sich die Aktienmärkte in den Monaten nach dem Crash im März weitgehend von den zuvor erlittenen Verlusten. Wer also nicht bei Crash die Nerven verlor, sondern seine Investments durchhielt, machte in den meisten Fällen einen Gewinn. Nicht wenige Anleger hatten erkannt, dass nach dem Crash die Chancen auf eine Kurserholung viel größer war als das Risiko weiterer Kursverluste. Wer nach dem Crash Ende März, im April oder Mai Aktieninvestments einging, konnte in der Regel bis zum Jahresende prozentual zweistellige Gewinne erzielen. Sogar in der letzten Oktoberwoche gab es nochmal sehr günstige Einstiegsgelegenheiten, bevor im November die Nachricht, dass es wirksame Impfstoffe gibt, für stark steigende Aktienkurse sorgte.
Die DZ-Bank-Studie bestätigte eine Beobachtung, die im Jahresverlauf 2020 schon viele Banken gemacht hatten: Viele Deutsche nahmen offenbar den Kurseinbruch im März zum Anlass und tätigten erstmals Aktieninvestments. Im ersten Halbjahr 2020 sind laut der Studie 28,5 Milliarden Euro in Aktien geflossen. Das ist das 2,8-Fache der Netto-Aktienanlagen im gleichen Vorjahreszeitraum. Auch das hat zu einem Anstieg des DAX geführt, dessen Verlauf seit Anfang 2020 die Grafik zeigt.
Die Stimmung ist (zu) gut
Der Optimismus an den Aktienbörsen ist groß. Dafür gibt es auch gute Gründe: Die Weltkonjunktur und mit ihr die Unternehmensgewinne werden sich in diesem und im kommenden Jahr von der Corona-Pandemie erholen. Gleichzeitig pumpen Regierungen und Notenbanken mehr Geld als je zuvor in die Wirtschaft.
Das Geldvermögen der Privathaushalte ist in vielen Ländern, darunter USA und Deutschland, stark gestiegen. Und aktuell fließt mehr als sonst davon in die Aktienmärkte. Anfang Februar beobachtete die Bank of America mit 58,1 Milliarden Dollar in nur einer Woche die größten jemals gemessenen Zuflüsse in Aktieninvestments. Auch der sogenannte „Bull and Bear“-Indikator der Bank zeigt gefährlich großen Optimismus: Der Indikator erreichte den roten Bereich. Seit Monaten sind Risikobereitschaft und Sorglosigkeit vieler Anleger gestiegen.